Die Kinderstadt "Ottopia" der Europäischen Jugendbildungsstätte Magdeburg ist ein Mitmach-Projekt, in dem Kinder komplexe gesellschaftliche Zusammenhänge aus der Erwachsenenwelt spielerisch erfahren können. In ihrer eigenen Stadt können sich die teilnehmenden Kinder in verschiedenen Gewerken ausprobieren, miteinander sowie voneinander lernen und natürlich viel Spaß haben. Erwachsene haben dabei nichts zu sagen, denn auch politische Entscheidungen werden gemeinsam von den Kindern getroffen. Neben ihnen dürfen auch nur die Betreuer*innen die Kinderstadt betreten, andere Erwachsene benötigen ein Besuchervisum. So entsteht ein städtisches Leben, das sich durch die Aktionen und Entscheidungen der 8- bis 12-jährigen Kinder selbst gestaltet und mit einer gewissen Eigendynamik weiterentwickelt. Dabei müssen sich die Kinder spielerisch mit demokratischen Entscheidungsprozessen und dem gesellschaftlichem Zusammenleben auseinandersetzen, wie z.B. Preise für ihre Produkte und Löhne für ihre Arbeit festlegen. Die Kinderstadt fand vom 16. bis 27. August in den letzten beiden Sommerferien-Wochen 2021 im Amtsgarten der Villa Böckelmann in Magdeburg Ottersleben statt und konnte dann von 10 Uhr bis 17 Uhr besucht werden.
Neben einem Rathaus, einer Stadtinformation, einer Post, einer Gärtnerei, einem Kinderkrankenhaus, einer Holzwerkstatt, einer Apotheke, einem Café und vielen anderen Gewerken gab es in der Kinderstadt auch eine Kinderakademie, in der die Kinder nacheinander in Kursen Abschlüsse als Bachelor, Master, Doktor*in und Professor*in erreichen konnten.
Beim Angebot der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg konnten die Nachwuchs-Studierenden der Kinderstadt Ottopia unter Anleitung von Dr.-Ing. Mathias Magdowski beispielsweise auch etwas über die Elektrotechnik lernen und direkt ausprobieren:
- Was ist ein Stromkreis?
- Wie kann man mit einem Motor einen Propeller antreiben?
- Womit kann man mit einem Lautsprecher eine kleine Polizeisirene bauen?
Ebenso dabei war auch ein Angebot der "BlitzKitz" der Stadtwerke Magdeburg, bei dem die Kinderstadt-Studierenden mit Solarzellen nachhaltigen und umweltfreundlichen Strom aus Sonnenlicht erzeugen und damit einen kleinen kühlenden Ventilator antreiben konnten. Außerdem konnten die Kinder mit Magneten experimentieren und testen, welche Materialien magnetisch sind, z.B. Eisen und Nickel, aber nicht Kupfer, Aluminium oder Edelstahl.
Neben der Elektrotechnik bzw. "Elektrik" gab es in der Kinderakademie noch andere Studiengänge, welche sich die Kinder selbst ausgedacht haben oder die etwa von der Landesvereinigung Kulturelle Kinder- und
Jugendbildung Sachsen-Anhalt e. V. oder dem NABU Sachsen-Anhalt unterstützt wurden. Dazu zählten z.B. Kunst, Geographie, Nachhaltigkeit, Medizin oder Englisch, für welche die Kinder entsprechende "Studiengebühren" in der Kinderstadt-Währung "Topi" festgelegt hatten. Auch in Ottopia zahlte sich ein Studium nicht nur geistig sondern auch finanziell aus, denn mit dem Abschlusszeugnis in der Tasche konnten die Kinder in den anderen Gewerken meist mehr Lohn bekommen. Alle Kinderakademie-Absolvent*innen wurden dann in einer kleinen Zeremonie mit Doktorhüten beglückwünscht und in der "Zeitschrift für Studenten" eingetragen und verewigt.
Leider ging die Kinderstadt nach zwei Wochen zu Ende und alle beteiligten warten sicher sehnsüchtig auf eine hoffentlich neue Ausgabe im nächsten Jahr, die auch gern wieder von unserer Fakultät bzw. der "echten" Otto-von-Guericke-Universität unterstützt wird.